Die Norddeutsche Meisterschaft der U14 war für uns wie eine Rollschuhfahrt im Winter. Eigentlich kannst gut durchrutschen, aber wahrscheinlicher ist, dass du hinfällst. Als 18 waren wir in der Setzliste platziert, nach sieben Runden haben wir als Letzter mit einem Mannschaftspunkt und sieben Brettpunkten das Turnier beendet. Glücklicher Weise klingen nur die Metapher und die harten Fakten so negativ, wir alle verlassen Magdeburg mit zwei lachenden Augen und jeder Menge neuen Erfahrungen. Zwar haben Gregor, Samuel, Jelte und Levon schon auf der LJEM in Neumünster mehrere Tage am Stück Schach gespielt, allerdings war das Niveau noch nie so hoch und auch das drumherum war nie so auf das tollste Brettspiel fokussiert. 330 Kilometer und 4,5h Fahrtzeit zum Schachspielen sind ja nun mal doch etwas ganz besonderes.
Und alles Schachliche haben die Jungs sehr gut mitgemacht, besonders die Niederlagen haben die fantastischen vier sehr schnell weggesteckt, haben aber auch versucht, aus eigenen Fehlern oder den zahlreichen Tipps und Tricks von Martin, den sympathischen Gegnern oder meiner Wenigkeit zu lernen. Verlieren ist im Schach nicht leicht, weil am Ende des Tages der Spieler alleine schuld ist, besonders schwer wiegt der Punktverlust, wenn man auch noch in einer Mannschaft spielt. Und für das erste große Turnier außerhalb des schönsten und nördlichsten Bundeslandes haben alle vier das super gemacht, sie haben sich gegenseitig motiviert, haben bei den anderen mitgefiebert, hatten immer das Mannschaftsergebnis im Hinterkopf. Das lernt man nicht im Buch, so etwas lernen Schachspieler auf ebensolchen Meisterschaften.
Diese Zeilen klingen fast ein wenig nach Enttäuschung. Doch wenn ich an Magdeburg und die Partien zurückdenke, kommt nur Positives auf. Ich denke an Levon, der eigentlich zwei Altersklassen tiefer spielt , alle Schlafenden auf unserem Zimmer spätestens um 6 Uhr morgens geweckt hat und in den sieben Runden lernte, wie man am Brett auch ruhig sitzt, Partien länger als 20 Minuten gehen können und das DWZ – Zahlen ja gar nicht so viel bedeuten. Sein Bruder Gregor weiß das alles auch, an Brett 1 war er gar nicht so machtlos, wie er es im Vorfeld gedacht hat. Ich denke an Gregor, der wie alle anderen gesehen hat, dass sie jeden schlagen können, wenn man sich Zeit nimmt, sich vorbereitet und nur von Partie zu Partie denkt. Jelte weiß jetzt, dass die Partie nicht beendet ist, wenn man eine Figur mehr hat, man kann sowohl den Vorteil vergeben als sich auch noch zurückkämpfen, auch dies lernt man nicht in Büchern oder von den großen Schachspielern, das muss man selber auf dem Brett erlebt haben. Komischer Weise war die Zeit mit einem Kartenspiel ebenfalls spaßig, Smartphone oder Schachbrett braucht man ja doch nicht immer. Samuel schließlich weiß jetzt, dass er taktisch versiert ist und lieferte uns in der letzten Runde die wohl spannendste Partie, in der er eine Figur verlor, eine weitere geopfert hat und bis zur Zeitnotphase hatte dieses Duell keinen klaren Ausgang. Das Remis am Ende war für beide fair und beschreibt ganz gut den Turnierverlauf der Segeberger U14: Sie haben sehr gut mitgekämpft, nicht alle Chancen genutzt und am Ende ist das Ergebnis kleiner als das Erlebte. Für die neue Saison und kommenden Turniere hat unsere Mannschaft Zahlreiches Mitgenommen.
Und neben den Brettern? Wir lernten Magdeburg kennen, sahen dank Touristenführer Martin sogar das Elbtal und den Dom. Wir trafen Schachspieler, die besser waren, die gleichstark waren, die aus Berlin, Rostock, Hamburg und eigentlich von überall aus Norddeutschland kamen. Es gibt viele Schachspieler, viele nette Jungs und Mädels, die dem taktisch versierten Spieler der anderen Mannschaft (JA, ich meine Samuel) sogar Wasser zum Trinken ans Brett bringen und auch dem Kleinsten (JA, ich meine Levon) bei Schwierigkeiten mit dem Aufschreiben helfen.
Was kann ich mich also beschweren ? Fünf Tage mit coolen Kids Schach spielen, ich habe viele Leute getroffen und kennengelernt, sowohl spielerisch als auch drumherum war das Wochenende gelungen. Achja. Liebe Norddeutsche Meisterschaft. Wenn ich das dritte Mal zu dir fahre, dann werden meine Jungs vorne mitmischen. Denn nächstes Mal wissen wir so viel mehr als in diesem Jahr ^__^